Aus welchen Bauteilen bestehen moderne Treppenlift?

Grundsätzlich bringt ein Treppensitzlift vier Module mit. Das erste Modul ist der Sitz, in dem in der Regel auch die Antriebseinheit verbaut ist. Dafür kommen Elektromotoren zum Einsatz, die mit der Spannung einer haushaltsüblichen Steckdose (in Deutschland 230 Volt) auskommen. Empfohlen wird der Anschluss an Stromkreise, die über einen FI-Schutzschalter verfügen. Außerdem benötigt der Lift für den Transport körperlich eingeschränkter Menschen eine Führungsschiene und eine Tragschiene. Bei der Führungsschiene stehen unterschiedliche Varianten zur Auswahl. Entweder kommen Rundrohre in Kombination mit einem Reibrad oder Zahnstangen in Kombination mit einem Zahnrad als Kraftüberträger zum Einsatz. Inzwischen sind sogar Treppenlift erhältlich, bei denen die Tragschiene auch gleichzeitig als Führungsschiene genutzt wird. Sie haben einen ovalen Querschnitt, um ein Kippen des Sitzes zu verhindern. Außerdem sorgt dort die an der Unterseite integrierte Zahnstange für eine ausreichende Kippsicherung.

Welche Neigungswinkel können Treppenlift überwinden?

Der Neigungswinkel der Treppen spielt eine sehr wichtige Rolle. Nach der DIN EN ISO 14122 hat die Mehrheit der Treppen in Deutschland einen Neigungswinkel von 45 Grad. Aus Platzgründen haben steile Treppen in älteren Gebäuden allerdings oftmals einen Neigungswinkel von 60 Grad. Auch das ist nach der DIN EN ISO 1422 für Wohngebäude zulässig. Größere Neigungswinkel kommen in der Praxis lediglich für Treppen vor, die als Zugänge für die Wartungs- und Bedienerplattformen von Maschinen gedacht sind. Mit einer Neigung von 60 Grad kommen durchweg alle auf dem Markt befindlichen Modelle der Treppenlift klar. Außerdem gibt es mehrere Modelle, die auch mit Treppen mit bis zu 75 Grad Neigung kombiniert werden können.

Welche Treppenarten kommen für einen Treppensitzlift in Frage?

Inzwischen gibt es Sitzlifte für Treppen mit geradem und gewendeltem (kurvigem) Verlauf. Treppenlift für gerade Treppen können sowohl an der Wandseite als auch der Geländerseite montiert werden. Allerdings müssen das Geländer und/oder die geländerseitige Treppenwange dafür eine ausreichende Stabilität aufweisen. Bei gewendelten Treppen kommt es auf den konkreten Verlauf an. Hier wird vor allem bei der Überwindung mehrere Etagen die geländerseitige Montage (Innenmontage) bevorzugt. Der Grund ist, dass die Innenmontage im Vergleich zur wandseitigen Montage die Integration von klappbaren Elementen bei den Tragschienen und Führungsschienen erspart. Wenn sich auf den Absätzen Wohnungs- oder Zimmertüren befinden, ist das ein sehr wichtiger Aspekt der Sicherheit. Vergessen die Nutzer, die Klappelemente hochzuklappen, entstehen mit der Innenmontage leicht vermeidbare Stolperfallen und Sturzgefahren. Bei einfach gewendelten Treppen (nur eine Kurve) kommen sowohl die Innenmontage als auch die Außenmontage ohne Unterschiede bei der Sicherheit in Frage.

Gibt es bei gewendelten Treppen bauliche Grenzen für Treppenlift?

Grundsätzlich sind die aktuellen Treppenlift in der Lage, sowohl Rundungen als auch Kehren zu durchfahren. Bei 180-Grad-Kehren muss genügend Platz vorhanden sein, um eine Kurve für die Führungsschiene und Tragschiene auszubilden. Wie viel Platz konkret erforderlich ist, hängt von der Breite der Antriebseinheit und der Verbindungselemente ab. Hinzu kommt der Platz für den Sitz samt Benutzer. Das heißt, die Breite der Treppen und Treppenabsätze spielt eine wichtige Rolle. Bei entsprechendem Platzangebot kann ein Treppensitzlift sogar an einer klassischen Wendeltreppe sowohl an der Tragsäule als auch außenseitig montiert werden. Auch gewendelte U-Treppen mit Halbpodest und Winkeltreppen mit Viertelpodest, Berliner Treppen sowie Pyramidentreppen und Kegeltreppen schließen die Montage eines modernen Treppensitzlifts nicht aus. Einzig die „Sambatreppen“ mit nur halbseitig voll ausgebildeten Stufen kommen aufgrund der Bauart und des oft extremen Steigungswinkels nicht infrage.

Platzprobleme: Intelligente Klapptechnik hilft bei der Lösung

Treppenlift haben einen ganz entscheidenden Vorteil. Sie lassen sich bei entsprechenden Komfortmerkmalen auch in engen Treppenhäusern montieren. Möglich macht das intelligente Klapptechnik. Sie findet sich bei den Armlehnen, der Sitzfläche und der Fußauflage. Hochgeklappt verringern diese Elemente die nutzbare Treppenbreite nur minimal. Außerdem bieten sie einen zusätzlichen Pluspunkt. Viele Modelle der Treppenlift erlauben im hochgeklappten Zustand eine Verriegelung. Dadurch wird die Nutzung durch unbefugte Dritte ausgeschlossen. Das beugt wiederum Beschädigungen, technischen Defekten und einem vorzeitigen Verschleiß vor. Dieser Pluspunkt sollte vor allem bei der Montage in Mehrfamilienhäusern konsequent genutzt werden.

Welche Sicherheitselemente bringen moderne Treppenlift mit?

Die Sicherheit steht bei jeglicher Technik für körperbehinderte Menschen im Vordergrund. Das erste Element dafür stellen die Armlehnen als Absturzsicherungen dar. Im Bedarfsfall lassen sie sich mit einem Beckengurt oder einer zusätzlichen Kette als Schutz vor einem Vornüberkippen ergänzen. Neue Modelle bringen außerdem Sensoren mit. Sie erkennen Hindernisse auf der Treppe sowie den Treppenabsätzen und leiten einen sofortigen Notstopp ein. Dieser Notstopp erfolgt jedoch im Vergleich mit der Notbremsung eines Fahrzeugs sehr sanft, um Verletzungen bei den Nutzern der Treppenlift zu vermeiden. Diese Funktion dient dem Schutz der Technik, der Nutzer und der Passanten auf den Treppen und Treppenabsätzen. Ein Notstopp erfolgt auch dann, wenn die Sensoren erkennen, dass sich Tragschienen und Führungsschienen noch im hochgeklappten Zustand befinden.

Sitzlifte für Treppen finanzieren: Was ist wissenswert?

Wurde ein Pflegegrad zuerkannt, können Betroffene Zuschüsse bei ihrer zuständigen Pflegekasse beantragen. Die dazugehörige Rechtsgrundlage ist der Paragraf 40 des SGB XI. Treppenlift gehören danach zu den Maßnahmen, die das Wohnumfeld verbessern. Der maximale Zuschuss liegt aktuell (Stand Mai 2021) bei 4.000 Euro. Ist die Notwendigkeit des Sitzlifts für Treppen Folge eines (anerkannten) Arbeitsunfalls oder einer Berufskrankheit, muss die zuständige Berufsgenossenschaft die vollen Kosten tragen. In beiden Fällen handelt es sich um sogenannte Nachfrageleistungen, bei denen ein formeller Antrag mit entsprechenden Nachweisen erforderlich ist. Das gilt analog auch dann, wenn die körperlichen Einschränkungen Folge von Ereignissen sind, die von Dritten schuldhaft oder grob fahrlässig verursacht wurden. Dabei greift die Schadenersatzpflicht nach dem Paragrafen 823 des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Denkbar sind dabei Verkehrsunfälle oder die Vernachlässigung der Verkehrssicherungspflichten durch Grundstückseigentümer sowie die Folgen von Straftaten aller Art.